Was ist Permakultur?
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Permakultur ist ein begeisterndes, mitreißendes Werkzeug, die eigene Welt zu verändern. Wir erkunden und gehen Wege, zukunftsfähige Lebensweisen und Lebensräume zu gestalten und zu erhalten. So soll für Mensch und Natur dauerhaft Entfaltung möglich sein. Permakultur kann auf alle Bereiche menschlichen Wirkens angewandt werden, z.B. im Garten, in Gemeinschaften, in Betrieb und Schule, im eigenen Alltag und der persönlichen Lebensgestaltung, in der Landwirtschaft, in Städten und der Politik.
Ethische Grundlage
Drei ethische Grundsätze stehen im Zentrum allen permakulturellen Wirkens. Auf ihre Verwirklichung ist jedes Permakultur Projekt ausgerichtet. Sie lauten:
Sorge für die Erde. Sorge für die Menschen. Begrenze Konsum und Wachstum und teile Überschüsse.
Natur als Inspirationsquelle
Permakultur als Gestaltungspraxis wurzelt in einem tiefen Verständnis von den Beziehungen der Lebewesen untereinander und zu ihrer belebten und unbelebten Umwelt. Dabei geht es uns darum, die diesen ökologischen Zusammenhängen zugrunde liegenden Wiederholungen und Abwandlungen – sogenannte Muster – zu erkennen. Sie bilden die Basis für zukunftsfähige Gestaltung. Mit dem gleichen Anliegen erforschen wir, wie naturverbundene Gesellschaften nachhaltiges Zusammenleben gestalten und in der Vergangenheit gestaltet haben. Wir streben es an, alle an einem Ort beteiligten Lebewesen und Dinge sowie die Verbindungen dazwischen in ihrem Wesen zu verstehen.
Permakultur Gestaltungsprinzipien
Erfahrene Permakultur Gestalter*innen haben in einfachen Leitsätzen ihr Verständnis davon formuliert, welche Prinzipien hinter zukunftsfähigen Lösungen und Praktiken stehen. Diese Prinzipien nutzen wir als Brille, mit der wir die natürlichen Bedingungen und die Bedürfnisse der Menschen vor Ort anschauen und entwickeln so jeweils passende Lösungen.
Krisen und Transformationen
Angesichts der vielfältigen Krisen in unseren globalen Ökosystemen bringt Permakultur Nachhaltigkeit, Balance und Fairness in den Blickpunkt. Permakultur ermächtigt Menschen dazu, in ihrem eigenen örtlichen Umfeld und darüber hinaus am notwendigen Wandel hin zu einer enkeltauglichen Welt mitzuwirken.
Herkunft
Bill Mollison und David Holmgren entwickelten das ursprüngliche Konzept der Permakultur in den 1970er Jahren in Australien. Bill Mollison erhielt 1981 dafür den Alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award). Die beiden suchten mit wissenschaftlichen Mitteln nach Ansätzen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Die industrielle Landwirtschaft zerstört Böden und schädigt Wasserhaushalt und Artenvielfalt. Holmgren und Mollison beobachteten und analysierten weltweit Landnutzungsformen, die im Einklang mit der Natur die Bodenfruchtbarkeit schonten und aufbauten, kaum Abfall erzeugten und die Artenvielfalt erhöhten. Aus ihren Beobachtungen entstand ein Konzept, die Landwirtschaft nach dem Vorbild natürlicher Ökosysteme zu gestalten. Als Namen dafür setzten sie die Begriffe „permanent” und “agriculture” zusammen und es entstand der Begriff „Permaculture“.
Mollison und Holmgren entwarfen positive, ethisch begründete landwirtschaftliche Alternativen. Sie ließen sich inspirieren von Naturvölkern, alten Kulturtechniken und fortschrittlichen Praktikern in der Landwirtschaft, wie Masanobu Fukuoka. Der japanische Bauer entwickelte seit den 1950er Jahren eine ortsangepasste Anbauweise ohne Bodenbearbeitung, ohne synthetische Dünger, ohne Unkrautbekämpfung und ohne Abhängigkeit von Chemikalien. Diese von ihm „natürliche Landwirtschaft“ genannte Methode war ein starke Inspiration zu Beginn der Permakultur und ist es bis heute.
Es dauerte nicht lange, bis klar wurde, dass es für eine wirkliche Zukunftsfähigkeit mehr braucht, als eine lebenserhaltende Landwirtschaft. „So entwickelte sich das Bild einer dauerhaften oder nachhaltigen Landwirtschaft (hin) zu einer Vision der dauerhaften oder nachhaltigen Kultur.” (Holmgren 2013)
Heute ist Permakultur eine Gestaltungspraxis, die Lösungen, Werkzeuge und Methoden aus verschiedensten Kulturen und Bereichen zusammenträgt und mit konkreten Projekten den Wandel unserer Gesellschaften hin zu Enkeltauglichkeit voranbringt.


Permakultur Ethik

Wirkliche Veränderung braucht eine starke und klare Wertebasis.
Für die Formulierung der ethischen Prinzipien der Permakultur haben sich Mollison und Holmgren daran orientiert, welche Werte sich in Kulturen und Gemeinschaften finden, denen es gelungen ist, langfristig lebenserhaltend zu agieren. Ein Beispiel dafür ist die uralte Kultur der australischen Aborigines, die seit 40000 Jahren im Einklang mit der Natur existiert.
Die ethischen Prinzipien der Permakultur lauten:

Earth Care – Sorge für die Erde
People Care – Sorge für die Menschen
Fair Share – Begrenze Konsum und Wachstum, verteile Überschüsse
Sorge für die Erde
Mit diesem Prinzip betonen wir, dass die Erde als Ganzes mit allem Leben auf ihr wertvoll ist. Es fordert uns auf, Lebensmöglichkeiten für alle Lebewesen zu erhalten, unabhängig davon, ob wir Menschen einen Nutzen aus ihrem Dasein ziehen. Das heißt zum Beispiel, dass wir für lebendigen Boden sorgen, als Grundlage allen Lebens auf der Erde. Es fragt auch danach, wer die Kontrolle über Land hat und fordert, dass die Bewohner*innen eines Ortes sich darum kümmern. Permakulturelle Ansätze bauen intensiv bewirtschaftete Systeme mit reichem Ertrag auf und nutzen Flächen in Siedlungsräumen für den Nahrungsanbau. Damit können sich andere Flächen wieder so entwickeln, dass die menschliche Nutzung nicht im Vordergrund steht.
Sorge für die Menschen
Auch dieses Prinzip hat mehrere Facetten. Zunächst erkennt es an, dass wir selbst gesund und genährt sein müssen, um zum großen Ganzen beitragen zu können. Weiterhin fordert es dazu auf, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Menschen zu Selbständigkeit und Eigenständigkeit heranreifen können. Dieses Prinzip stellt die Frage, welche Bedürfnisse wir Menschen haben und welche Wege es gibt, auf eine solidarische und respektvolle Weise für diese Bedürfnisse zu sorgen. Dabei erkennt es an, dass wir Menschen soziale Wesen sind und neben materiellen auch soziale Grundbedürfnisse haben, die in unserer Gestaltungsarbeit Berücksichtigung finden sollten.
Begrenze Konsum und Wachstum, verteile Überschüsse
Wenn wir im Kontakt sind mit dem Werden und Vergehen im jahreszeitlichen Rhythmus der Natur, so ermöglicht uns dies einerseits eine Erfahrung von Fülle und andererseits die von Grenzen. Wir alle haben eine begrenzte Lebensspanne und leben auf einem begrenzten Raum, der Erde. Daran wird deutlich, dass unbegrenztes Wachstum unmöglich ist. Dieses Prinzip fordert uns auf, die Frage zu stellen, was genug ist. Es ermutigt uns, widerständig zu werden gegenüber den uns allen innewohnenden Gewohnheiten und Bequemlichkeiten des globalisierten Konsumismus. Stattdessen können wir andere Formen des Wirtschaftens gestalten und erproben. Darüberhinaus lädt dieser Leitsatz uns ein, aus der Erfahrung der Fülle heraus, Überschüsse an Mensch und Natur zu verteilen.



Permakultur Gestaltungsprinzipien
Aufbauend auf den ethischen Grundlagen nutzen wir verschiedene Prinzipiensets für die Gestaltung unserer Projekte und unseres Lebensalltags. Diese Prinzipiensets fassen in knappen Leitsätzen zusammen, was widerstandsfähige und nachhaltige Systeme ausmacht. In ihre Formulierung ist die langjährige Beobachtung ökologischer Zusammenhänge eingeflossen, ebenso die Erforschung nachhaltiger kultureller Praktiken, eigene Gärtner- und Landbewirtschaftungserfahrung sowie Systemdenken. Die Prinzipien helfen dabei, eine andere Denkweise einzuüben und enkeltaugliche Entscheidungen zu treffen.
Das bekannteste Prinzipienset stammt von David Holmgren. Seine zwölf Prinzipien benennt und erläutert er in seinem Buch “Permakultur – Gestaltungsprinzipien für zukunftsfähige Lebensweisen”. Sie alle sind in verschiedensten Bereichen anwendbar.



Permakultur Anwendungsbereiche: Von Landwirtschaft bis Gemeinschaftsbildung
Seit Permakultur in den 1970er Jahren als Gestaltungsansatz für eine nachhaltige Landwirtschaft begründet wurde, haben Permakultur Interessierte auf der ganzen Welt die zugrundeliegenden Prinzipien weiterentwickelt, Fachwissen zusammengetragen und Praxiserfahrungen gesammelt. Dadurch wird Permakultur auf immer mehr Lebensbereiche anwendbar: Ökonomische Konzepte, Gemeinschaftsbildung, Regional- und Freiraumplanung, kommunale Daseinsvorsorge, aber natürlich auch auf Landwirtschaft, Gärtnern, Selbstversorgung und Hausbau.
Insbesondere die zukünftige Energiesicherheit spielt eine wichtige Rolle. Wir stehen vor der Aufgabe, den Übergang von energieintensiven Industriegesellschaften hin zu langfristig lebenserhaltenden Kulturen zu meistern. Holmgren sieht in Permakultur ein kraftvolles Instrumentarium für einen sanften und gleichzeitig produktiven Übergang.
Um nachhaltige Kulturen zu schaffen, müssen wir in allen Lebensbereichen überlegen, wie wir ressourcenschonender auf die Bedürfnisse aller eingehen können. Es gilt Kreisläufe zu schließen und zu lernen, sinnvoll mit Energie und Ressourcen umzugehen. David Holmgren hat die verschiedenen Lebensbereiche im Bild einer Permakultur Blume sichtbar gemacht. Jedem Bereich sind Beispiele von Praxisansätzen und passenden sozialen Bewegungen zugeordnet.

In diesem Bereich geht es um Landwirtschaft und Gärtnern, sowie um nachhaltige Forst- und Wasserwirtschaft. Permakultur fragt hier, wie die Bedürfnisse verschiedener Bevölkerungsgruppen, der Pflanzen, der Tiere und des Bodens an einem Ort zusammengebracht werden können. Gemeinsam sollen sie ein lebendiges, stabiles Ökosystem ergeben. Außerdem setzt Permakultur darauf, bestehenden natürlichen Reichtum zu mehren, insbesondere durch Bäume und Wälder, damit diese die Menschheit in Zukunft versorgen können, wenn es weniger fossile Brennstoffe geben wird. Die Wiederbegrünung von Wüsten oder die Regeneration der Böden gehören genauso in diesen Bereich, wie nachhaltige Fischerei und Aquakultur oder die bewusste Ansiedlung und Verwendung von Wildpflanzen.
Werkzeuge & Technologien
Hier geht es um die Entwicklung moderner Technologien, die auf nachwachsenden Rohstoffen und erneuerbaren Energien basieren, aber auch um die Wiederentdeckung alter Handwerkstechniken. Wir fragen, wie viel Technik brauchen wir wirklich für ein gutes Leben? Wir erforschen, mit welchen Technologien wir auf eine ressourcenschonendere Weise für unsere Bedürfnisse sorgen können, als mit den heute verbreiteten. Wir probieren alte und neue Kulturtechniken aus und entwickeln diese weiter. Die Entwicklung von Lastenrädern oder leicht nachbaubaren Energiesystemen gehört genauso in diesen Bereich wie auch die energiesparende Haltbarmachung von Lebensmitteln durch Fermentation.
Bildung & Kultur
In diesem Bereich geht es um die Frage, welche vielfältigen Fähigkeiten Menschen brauchen, um ihr Leben und ihr Lebensumfeld aktiv mitzugestalten. Wir erproben neue Wege des Lernens, indem Menschen ihr Lernen selbst gestalten und sich Fähigkeiten und Wissen facettenreich und praktisch selbst erarbeiten können. Darüber hinaus geht es um die Kultivierung neuer Werte. Für zukunftsfähige Lebensweisen brauchen wir neue Geschichten, die von Kooperation statt Konkurrenz erzählen und die die Fülle des Lebens wie seine Begrenzung wertschätzen. Alternative, inklusive Schulmodelle oder innovative Formen der Erwachsenenbildung gehören ebenso in diesen Bereich wie Gemeinschaftsgärten, Repair-Cafés oder regionale saisonale Küche.
Gesundheit & Wohlbefinden
Hier geht es um die Frage, wie Menschen ganz in ihre Kraft kommen können. Wir erkunden, welche Praktiken und Lebensumfelder umfassende Gesundheit fördern und wie gesunde Ernährungsweisen in Einklang mit der Umwelt aussehen können. Wir fragen und erforschen, was hilfreich ist, um Übergänge im Leben zu meistern und auf welche Weisen wir in wertschätzenden Kontakt mit der Natur kommen können. Bei all dem schätzen wir die Vielfalt der gefundenen Wege und Praktiken, die für einzelne oder Gruppen kraftvoll und nährend sind. Yoga, Meditation und andere Übungen für Körper und Geist sowie die Entwicklung naturverbundener Rituale gehören ebenso in diesen Bereich wie Wissen über Heilkräuter oder Formen der gemeinschaftsbasierten Gesundheitsvorsorge.
Finanzen & Wirtschaften
In diesem Bereich geht es um die Frage, wie wir so wirtschaften können, dass für die Bedürfnisse aller gesorgt ist und die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten bleiben. Permakultur hinterfragt unsere derzeitigen Wirtschafts- und Finanzsysteme und die ihnen zugrundeliegenden Annahmen. Wir suchen nach Wegen, Güter gerecht zu verteilen und umweltfreundlich herzustellen. Regionale Wirtschaftskreisläufe wollen gestärkt und krisensichere Finanzsysteme entwickelt werden. Regionalwährungen oder Tauschringe gehören ebenso in diesen Bereich wie Betriebe in Gemeinschaftsbesitz, solidarische Landwirtschaft und die Ansätze der Gemeinwohl-, Postwachstums- oder Schenkökonomie.
Politik, Gemeinschaft & Soziales
In diesem Bereich geht es um die Gestaltung unseres Zusammenlebens und -arbeitens in Familien, Arbeitsteams und Institutionen, Städten und Dörfern und darüber hinaus. Wir erkunden, welche sozialen Grundbedürfnisse wir Menschen haben. Und wir gestalten Räume, in denen Menschen sich verbinden und für ihre Bedürfnisse sorgen können. Permakultur schafft Systeme, in denen alle die Möglichkeit zur Mitsprache und politischen Beteiligung haben. Generationsübergreifende Wohnprojekte und die Pflege von Gemeingütern gehören ebenso in diesen Bereich wie das Einüben beziehungsstiftender Kommunikation oder Methoden der gewaltfreien Konfliktbearbeitung.





